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        Die Kraft, die wirklich trägt – Gottes Energie verstehen und erleben

        Viele Christen erleben ihren Glauben als Anstrengung: Sie versuchen, alles richtig zu machen, geben ihr Bestes in Gemeinde, Familie und Beruf – und geraten doch immer wieder an ihre Grenzen. Es entsteht der Eindruck, dass Glaube vor allem durch Einsatz, Disziplin und Durchhaltewillen getragen werden muss. Doch was, wenn es genau andersherum ist? Wenn nicht wir den Glauben tragen, sondern der Glaube uns? Wenn eine lebendige Kraft vorhanden ist, die uns trägt, stärkt und bewegt?

        Eine verborgene Wirklichkeit freilegen

        Im Neuen Testament findet sich ein bemerkenswertes Wort: energeia. Es beschreibt eine Form göttlicher Wirksamkeit, eine Kraft, die nicht abstrakt oder theoretisch bleibt, sondern im Leben konkret erfahrbar ist. Diese Energie ist kein esoterisches Konzept, sondern eine Realität, die durch den biblischen Text hindurchschimmert – über dreißig Mal kommt der Begriff im Urtext vor, etwa in Epheser 1,19–20: „…wie überwältigend groß seine Kraft an uns ist, die wir glauben, weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam wurde.“

        Diese Energie ist nicht nur etwas, das Gott hat, sondern etwas, das Gott ist – eine schöpferische, aufrichtende, heilende Kraft, die im Leben Jesu sichtbar wurde und durch den Heiligen Geist in den Glaubenden wirksam ist (vgl. Philipper 2,13: „Denn Gott ist es, der in euch wirkt [energei], beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“).

        Die Rückkehr zur göttlichen Wirksamkeit

        Ein neuer Zugang zu dieser Realität lädt uns ein, vertraute Denk- und Glaubensmuster zu hinterfragen. Haben wir Spiritualität zu sehr mit Pflicht, mit Struktur, mit „Tun-Müssen“ verbunden? Könnte es sein, dass wir das eigentlich Tragende – nämlich die göttliche Energie selbst – übersehen haben?

        Wenn wir beginnen, diese Perspektive einzunehmen, verändert sich unser Zugang zum Glauben:

        • Wir fragen nicht mehr primär, was wir tun müssen, sondern wo Gottes Energie bereits wirkt.
        • Wir hören auf, unser geistliches Leben als Dauerprojekt zu betrachten – und beginnen, uns als Teil eines größeren Flusses zu verstehen.
        • Wir entwickeln eine neue Aufmerksamkeit: für das, was fließt, für das, was sich fügt, für das, was lebt.

        Diese Sicht wird unterstrichen durch Worte wie in Kolosser 1,29, wo Paulus schreibt: „Dafür arbeite und ringe ich, gemäß seiner wirksamen Kraft [energeia], die mächtig in mir wirkt.“ Glaube ist also kein individueller Kraftakt, sondern Teilnahme an der göttlichen Wirksamkeit.

        Ein erweitertes Gottesbild

        Diese Sichtweise verändert auch, wie wir über Gott denken. Statt ihn nur als ferne, richtende oder lenkende Instanz wahrzunehmen, erkennen wir: Gott ist lebendige Energie, die sich mitteilt, durchdringt, verwandelt. Nicht im Sinne einer unpersönlichen Kraft – sondern als personale, beziehungsstiftende Wirklichkeit.

        Der Gott, von dem die Schrift spricht, ist nicht statisch oder fern, sondern durch und durch dynamisch: „Gott ist Geist“ (Johannes 4,24) – und dieser Geist ist bewegt, sendet, inspiriert. Die Auferstehung Jesu ist der radikale Ausdruck dieser göttlichen Wirksamkeit: Leben, das Tod überwindet, Licht, das Finsternis durchbricht (vgl. Römer 8,11).

        Glaube als energetischer Prozess

        Wer diese Energie entdeckt, beginnt, Glaube neu zu leben. Es geht weniger um Programme, Konzepte oder Aktionen – und mehr um Wahrnehmung, Resonanz und Vertrauen. Wir lernen, geistliche Prozesse nicht mehr zu kontrollieren, sondern ihnen Raum zu geben. Wir stellen nicht mehr Machbarkeit in den Mittelpunkt, sondern Stimmigkeit.

        In der Folge verändern sich auch unsere Gemeinschaften: Gemeinden werden zu Orten, an denen göttliche Energie freigesetzt wird – durch Beziehungen, durch kreative Prozesse, durch Räume der Stille wie der Begegnung. Es entsteht eine neue Leichtigkeit, die nicht mit Oberflächlichkeit zu verwechseln ist, sondern aus tiefer Verbindung zur Quelle lebt. Wie Jesus sagte: „Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Johannes 7,38).

        Die Auswirkungen auf Gemeindeentwicklung

        Wenn Gemeinde nicht primär als Institution, sondern als lebendiger Organismus verstanden wird, dann ist sie wie ein Körper, in dem Gottes Energie frei zirkulieren kann (vgl. 1. Korinther 12). In dieser Sichtweise entfaltet sich das Konzept der Qualitätsmerkmale gesunder Gemeinde als Ausdruck dieser göttlichen Wirksamkeit. Merkmale wie gelebte Liebe, inspirierender Gottesdienst, Gabenorientierung oder leidenschaftliche Spiritualität sind nicht menschlich herstellbar – sie entstehen dort, wo göttliche Energie sich entfalten darf.

        Die Aufgabe von Gemeindeleitung und Mitarbeit wird damit neu definiert: Nicht Kontrolle, sondern Freisetzung ist das Ziel. Nicht alles selbst machen, sondern Energieflüsse ermöglichen. Nicht Programme optimieren, sondern Voraussetzungen schaffen, dass sich das Wirken Gottes entfalten kann. Die acht Qualitätsmerkmale können hier als Spiegel dienen – nicht zur Bewertung, sondern zur Beobachtung: Wo fließt Leben? Wo stockt es? Wo könnte die Quelle wieder freigelegt werden?

        Fazit: Vom Tragen zum Getragen werden

        Die Rückbesinnung auf Gottes Energie ist keine theologische Spielerei. Sie ist ein geistlicher Wendepunkt. Wer sich auf diesen Weg einlässt, findet eine neue Form von Glaubenspraxis: weniger angestrengt, mehr erfüllt. Weniger getrieben, mehr getragen.

        Es geht nicht darum, mehr zu leisten – sondern darum, das Wirken einer Kraft zuzulassen, die größer ist als wir. Eine Kraft, die heilt, belebt, erneuert. Vielleicht ist genau das die tiefste Form von Gnade: dass wir nicht alles selbst tun müssen. Sondern dass Gott in uns wirkt – kraftvoll, liebevoll, schöpferisch.

        Weitere Impulse und Materialien unter: www.ncd.life oder www.ncd-media.de

        Lass uns ins Gespräch kommen

        Wie denkst du über das, was hier beschrieben ist? Berührt dich die Vorstellung von Gottes Energie – als einer Kraft, die dich trägt, bewegt und verwandelt? Hast du vielleicht selbst schon Erfahrungen damit gemacht – oder auch Zweifel, Fragen, Spannungen?

        Ich lade dich herzlich ein, darüber ins Gespräch zu kommen – persönlich, in deiner Kleingruppe, online oder beim Kirchencafé.

        Nicht im Sinne eines fertigen Systems, sondern als ehrlichen Austausch über das, was uns im Glauben trägt – oder manchmal auch zu fehlen scheint.

        Ich freue mich auf deine Gedanken, Erfahrungen und Perspektiven.

        Über Ernest Heinlein

        Klar in der Sprache, neugierig im Denken – Ernest liebt Gegensätze. Als Controller steuert er internationale Standorte im Automobilsektor, als Coach begleitet er Menschen mit Feingefühl und Tiefgang.

        Ob Excel-Tabelle oder Seelenlandschaft, ob Gartenschaufel oder Gesellschaftsanalyse – Ernest verbindet Struktur mit Kreativität, Nachdenklichkeit mit Optimismus.

        Er lebt mit Herz, Verstand und Humor – in Familie, Beruf, als Coach und als Teil der Gemeindeleitung der Evangelischen Gemeinschaft. Begeistert von Gott und den Menschen, bringt er Ideen und Herzen in Bewegung.

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