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        … wenn wir das letztendlich wüssten, wäre vieles sicher anders! Exemplarisch durfte und wollte ich das im Herbst ein Stück weit mal selbst erleben: wie kommt leckere Schokolade zu mir in die Stadt? Also transportierte ich 15kg Schokolade mit dem Fahrrad „CO2-frei“ von Amsterdam nach Nürnberg!

        Und nebenbei durfte ich eine geniale, abenteuerliche und herausfordernde „Frei“zeit genießen. Die Aktion war hoffentlich auch etwas Nachhaltiges was ins Nachdenken bringt.
        Meine Anreise nach Amsterdam organisierte ich allein mit der Bahn, um erstmal ein bisschen Ruhe und Zeit für mich zu haben. Das tat auch echt gut nach dem Arbeitsalltag und den akribischen Schokofahrt-Vorbereitungen. Irgendwann sprachen mich im Zug Schokoradler aus München an😊

        Am Tag drauf traf ich den Rest des Nürnberger Schokofahrt-Teams bei der neuen Schokofabrik der chocolate makers (www.chocolatemakers.de ) am Amsterdamer Hafen. Es gab ein tolles Fest mit ca. 200 Radlern und Freunden der Firma. Ich hatte noch nie so viele Lastenfahrräder auf einem Haufen gesehen, die unterschiedlichsten Hersteller, selbstgebaute Transportbehälter, riesige Anhänger, Wahnsinn! Für Nürnberg packten wir zu acht 140kg Schokolade für kleine Läden regendicht ein. Nach einer Nacht auf einem Zeltplatz ging es sonntags zu neunt los; einer nach Würzburg und acht nach Nürnberg.

        Zwischen 8 und 32kg nur Schokolade hatten wir auf unseren Rädern geladen. 4 davon waren Lastenräder der Marke Omnium. Dazu zwei Anhänger und zwei normale Fahrräder mit Gepäckträger. Die ersten zwei Tage rollten wir durch die Niederlande auf traumhaften Radwegen, die genial miteinander zusammenhingen. Gute Ampelschaltungen… Für den bei Radfahrern berühmten Eindhoven-Ring machten wir extra 20 km Umweg. Dort gibt es über einer großen Kreuzung schwebend einen eigenen Radweg-Kreisverkehr. Dieser wurde gerade an den Geländern gestrichen und die Arbeiter öffneten extra für uns Fahrradverrückte aus Deutschland ihre Baustelle um einmal ganz herum fahren zu können.😊

        Sieben Tage waren wir mit 100-140km pro Tag auf den Rädern unterwegs. Insgesamt 18 Materialpannen hielten uns an manchen Tagen ganz schön lange zusätzlich auf, aber was will man machen? In der Nähe von Krefeld kamen wir nach Deutschland und fuhren dann drei Tage überwiegend am Rhein Richtung Süden, zwei Tage am Main Richtung SO und den letzten Tag quer über die unterfränkischen Hügel von Würzburg nach Nürnberg. Nachdem wir die ersten drei Tage VIEL im Regen unterwegs waren freuten wir uns, wie es Mittwoch mittags das erste Mal sonnig wurde, so dass wir am Freitag und Samstag sogar kurzärmlig radeln konnten, ein Traum!

        Ja, was steckt also eigentlich alles hinter dieser geradelten Schokolade Schokolade? VIEL:
        – Kakaobauern, die von ihrer Ernte leben sollen; dafür stehen die chocolate makers mit kleinen Bauerninitiativen,
        – der Transport der Kakaobohnen von Südamerika nach Amsterdam mit einem umweltfreundlichen Segelschiff, (oder andere soziale Partnerprojekte)
        – die Herstellung der Schoki mit Sonnenstrom, den die Fabrik selbst auf dem Dach produziert,
        – und eben ein schon beschwerlicher Transport mit Fahrrädern in die eigene Stadt, ohne Lastwagen.

        Meine Knie spürten die Belastung schon am zweiten Tag deutlich. Nach dem dritten Tag redete ich mit Jesus ernsthaft über einen Pausentag mit dem Zug, doch er schenkte meinen Knien Besserung! Ich konnte die Tour komplett mit den anderen erfahrenen Rennradhasen in meinem Team durchziehen. Meist mit einem 18er Tagesschnitt- uff! Nachdem wir am ersten Radltag aufgrund des Regens fast nichts Richtiges unterwegs gegessen hatten, war ich abends echt platt. Die anderen Tage hingegen waren richtige Schlemmer- und Kohlenhydrat-Stopf-Tage😊 und dann ging es gut von der Kraft.

        Ich war so mega dankbar, dass ich selbst keine Radpanne hatte da ich nicht so geübt bin, schnell mal unterwegs zu reparieren. Doch wir hatten echt gute Schrauber im Team! Die Zusammenstellung war wirklich spannend und bereichernd, von ca. 28-68 Jahre. Aber mit neun Radlern pünktlich los zu kommen und die Pausen kurz zu halten ist gar nicht so einfach😊
        Mit Übernachtungsmöglichkeiten wurden wir meist von Menschen über coachsurfing.com oder warmshowers.org regelrecht beschenkt und bekocht! Weniger herzlich ging es in Deutschland auf so mancher Straße zu – da schauen wir uns hoffentlich noch einiges von den Niederländern ab was fahrradfreundlich und -sicher ist und wie angenehm das ein Stadtbild prägt.

        Ja, was ist mir eine Tafel Schokolade wert und was steckt an Aufwand hinter jedem Stückchen?
        Ich möchte das braune Gold wieder neu besonders dankbar und wertschätzend genießen. Schokolade und vieles andere in meinem Leben ist Luxus, der einen angemessenen Preis verdient – möglichst zum Wohl der Menschen und der Umwelt! Also fair, regional, saisonal, unverpackt, recycelbar, und am Besten mit dem Rad😊

        (Die geradelte Schoki kann man gut zu Fuß, mit Öffis oder dem Rad im Babylon-Kino in Fürth, dem Unverpackt-Läden in Erlangen und Nürnberg… kaufen) siehe: schokofahrt Nürnberg bei facebook!

        Stefan Morbach

         

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