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        ZUM MENÜ

        In diesem Sommer habe ich zuhause groß aufgeräumt und über Jahre angestautes Zeug ausgemistet. Auf einem meiner Trainingstagebücher meiner aktiven Sportlerzeit fand ich vorne drauf folgende Worte geschrieben: „Deutschland, Bayern, Franken, Nürnberg, Club, TSV Katzwang 05-Schwimmen, Morbach“.
        Was hatte mich als Jugendlicher damals zu dieser Aufzählung, diesem Herunterbrechen großer Sammelbegriffe bis zu einem kleinen Schwimmverein, bis zu meinem damaligen Spitznamen gebracht?

        Vor allem in der Kindheit und Jugend, aber auch immer wieder danach, beschäftigen jeden Menschen die gleichen Fragen: WER BIN ICH?Wo komme ich her? Zu wem gehöre ich? WO IST MEINE HEIMAT?… Wenn ich diese Fragen für mich beantworten kann fühle ich mich ein Stück sicherer, stärker, und das ist normal und wichtig.

        Heute erlebe ich meine Identitäts- und Heimatsicherheit daraus:Ich gehöre zu Jesus, dem lebendigen Gott, dessen Liebe stärker ist als alles Gemeine und alle Schwierigkeiten.
        Gemäß dem Beter von Psalm 91,9: Beim HERRN bin ich geborgen! Ja, bei Gott, dem Höchsten, habe ich Heimat gefunden.  Oder wie Paulus über die neue Identität als Christ schreibt: „Was also könnte uns von Christus und seiner Liebe trennen? Leiden und Angst vielleicht? Verfolgung? Hunger? Armut? Gefahr oder gewaltsamer Tod?“Röm. 8,35)

        Das macht mich freidavon, dass mir unsere menschlichen Kategorien zu wichtig werden und ich diese zu stark verteidigen muss, damit es mir gut geht. Identität und Heimat ist mehr als ein Ort, eine Region, in der man geboren/aufgewachsen ist.
        Natürlich bleibe ich weiter ein in Deutschland/Franken geprägter Mensch und freue mich teils dankbar über viel Gutes (das mir von Gott als Gnade zugefallen ist: kein Krieg, Sozialsystem, Rechtsstaat, Schulbildung…). Das Bewahren des Bekannten und das Aussperren von Anderem ist aber nicht der beste Weg und nicht existentiell wichtig, solange ich meine Heimat und Identität bei Jesus weiß. Vielmehr kommt/kam doch auch so viel Gutes/ liebenswerte Menschen neu in unser bekanntes Umfeld im Laufe unseres Lebens dazu. Wer neuen Menschen gastfreundlich entgegenkommt, wird das oft erleben: Dankbarkeit, Interesse, ein Zurückgeben wollen, ein Achten der Regeln, Lernbereitschaft… Ich habe das schon erlebt.
        Mit dem Neuen möchte ich es halten wie mit dem Vertrauten: Betonte Dankbarkeit für Gutes und Besonnenheit bei Problematischem.

        Nach Jahren der heilsamen Völkerversöhnung in Europa (nach dem katastrophalen 2. Weltkrieg) und der bereichernden, weltweiten Vernetzung (abgesehen von unserer teils globalen Ausbeutung) ist das Thema Heimat wieder vielerorts sehr präsent geworden. Denn wenn man weltweit viele Möglichkeiten hat, tut ein kleiner, überschaubarer, vertrauter Ort auch gut. Leider denken wir Menschen aber auch immer wieder, dass die eigene Gruppe besser und wichtiger sein könnte als eine andere. Leider missachten, ignorieren und verletzen wir deshalb oft die Würde des Anderen, damit es uns vermeintlich gut geht.

        Als Christ, als Nachfolger Jesu, als von ihm Beschenkter und Begnadigter – wie kann ich da mitmachenbei Ausbeutung, Missachtung, Zurückweisung, Hetze anderer von Gott geliebter Menschen? Unabhängig von Religion, Herkunft, politischer Gesinnung o.ä. – Gott liebt jeden Menschen!
        Mein Auftrag ist
        vor allem Gott zu lieben und dann auch meine Mitmenschen zu lieben wie mich selbst. (Mk. 12, 28-31) Selbst wenn es Mitmenschen gibt, die die Menschenwürde mit Füßen treten wollen. (Mt. 5,44-45)

        Wenn ich also Menschen bei Demonstrationen höre, die eine gemeine Umdichtung von „Alle Vöglein sind schon da“ in „meine Heimat kriegt ihr nicht…“ singen, dann muss ich sagen:
        „Meine Heimat ist Jesus, den teile ich gerne mit jedem Menschen. Und menschliche Heimaten wie Deutschland oder meine neue Heimatstadt Fürth – warum sollte ich sie nicht teilen; sie ist mir von Gott zu seiner Freude und Ehre geliehen und anvertraut.
        Denn „Heimat wird nicht weniger, wenn man sie teilt“ (Winfried Kretschmann, Ministerpräsident Baden Württemberg). Oder wie Jesus sagte: „Geben ist seliger als Nehmen“.

        Über Stefan Morbach

        … „Komm lass uns etwas zusammen tun, etwas zum Besseren probieren!“ Das ist mein Weg mit Situationen und Menschen umzugehen. So können wir uns austauschen, einander verstehen lernen und staunen was sich Gutes ereignen wird. So unterwegs hilft es mir mein Erleben Gott anzuvertrauen. „Also, komm lass uns…“

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